Antrag: Die Gemeinde Stelle stoppt die weitere Versiegelung öffentlicher Flächen (1) und unterstützt die Bürger:innen bei Entsiegelung und Dachbegrünung auf dem eigenen Grundstück (2). Des Weiteren prüft die Gemeinde die bestehenden Förderungsmöglichkeiten zur Entsiegelung und Dachbegrünung (3).
Zur Begründung: Der Bürgermeister hat mit seinem Anschreiben an die Haushalte einen Aufschlag gemacht, aber wir können mehr tun, als die Bürger:innen aufzufordern, ihre Gärten insektenfreundlich zu gestalten. Flächenversiegelung hängt nicht nur direkt mit Insektenschutz zusammen, denn wo kein Boden mehr frei ist, werden kaum Pflanzen für Insekten wachsen. Versiegelung von Boden begünstigt auch, dass bei Starkregen Keller voll- und Kanalisationen überlaufen.
Dachbegrünung ist ein sinnvolles Werkzeug, um Flächen auszugleichen, die für Wohnraum bebaut (und damit versiegelt) sein müssen. Ein begrüntes Dach nimmt nicht nur Regenwasser auf und trägt so zu einer geringeren Belastung der Kanalisation bei, es lässt sich auch schon bei nachrüstbarer Extensivbegrünung (zB an Garagen und Carports) insektenfreundlich bepflanzen. Entsiegelung und Dachbegrünung sind also sinnvolle Maßnahmen zum Insektenschutz und für das Abwassermanagement.
Zu 1): Die Gemeinde stoppt die weitere Versiegelung öffentlicher Flächen und greift stattdessen künftig wann immer möglich auf offene Bodenbeläge oder auf bereits versiegelte Flächen zurück. Die Gemeinde prüft beim Neubau eigener Gebäude, ob eine Dachbegrünung möglich ist und lässt diese herstellen, wann immer es möglich ist. Mit so einer Verpflichtung geht die Gemeinde mit gutem Beispiel voran und zeigt den Bürger:innen, wie Alternativen zur Versiegelung aussehen und funktionieren. Es wird dem Eindruck einiger Bürger:innen entgegengewirkt, dass der Insektenschutz in ungerechter Weise auf Privatleute abgeschoben würde, während der Gemeinderat Aldi gestattet, eine große Fläche zu versiegeln. Die Kanalisation würde entlastet, da mehr Wasser versickern kann.
Zum Beispiel könnte man prüfen, ob der Parkplatz der neuen KiTa am Ehlersweg nicht mit Rasengittersteinen realisiert werden könnte, solche sind auch für hohe Belastungen verfügbar. Ein begrüntes Dach auf der KiTa wäre sicher beliebt bei den Kindern, weil es interessanter aussieht als ein gewöhnliches Dach. Darüber hinaus könnte es sich, bei entsprechender Planung, auch als Lernort eignen.
Zu 2): Die Gemeinde fördert Entsiegelung im eigenen Garten und die nachträgliche oder neue Begrünung von Dächern. Als die Auffahrten und Parkplätze in unserer Gemeinde angelegt wurden, wussten die Grundstücksbesitzer:innen sicher vielfach noch gar nichts über die Vorteile offener Bodenbeläge. Eine Auffahrt zu erneuern ist aber teuer. Hingegen ist es vielfach möglich, zB Carports und Garagen nachträglich zu begrünen und mit insektenfreundlichen Arten zu bepflanzen. Eine Förderung seitens der Gemeinde, begleitet von einer entsprechenden Informationskampagne, könnte Bürger:innen dazu motivieren, die Versiegelung im eigenen Garten anzugehen, auch wenn sie es sich aus eigenen Mitteln gerade nicht vollständig leisten können.
So eine Förderung kommt auch der lokalen Wirtschaft zugute, etwa wenn Materialien eingekauft- oder für Verlegearbeiten Handwerker:innen tätig werden. Ergänzend zu der lokalen Wirtschaftsförderung, die sich durch solche privaten Entsiegelungs- und Begrünungsprojekte ergäbe, sehen wir auch einen psychosozialen Gewinn angesichts der Coronakrise. Viele Menschen leiden unter dem lock-down und suchen nach sinnstiftender Betätigung, um die viele Freizeit in den „eigenen 4 Wänden“ zu gestalten. Gerade jetzt könnte es also helfen, den Bürger:innen interessante Projekte auf dem eigenen Grundstück zu erleichtern, zum Beispiel eine neue Auffahrt mit durchlässigem Bodenbelag oder ein bienenfreundlich begrüntes Garagendach. Außerdem ist eine Förderung ein kooperativer Kontakt zu den Bürger:innen: Anstatt ihnen nur „von Oben“ zu sagen, wie ihre Gärten am sinnvollsten zu gestalten wären, kann die Gemeinde zusätzlich einen Beitrag leisten. Ein Signal an die Bürger:innen, dass wir die Verantwortung für unsere Umwelt gemeinsam tragen.
Zu 3): EU, Bund und das Land Niedersachsen bieten verschiedene Förderprogramme, die sich ggf. auch für Dachbegrünung und Entsiegelung in Anspruch nehmen ließen. Wenn die Gemeinde Förderungsmöglichkeiten für Kommunen fände, können wir solche Projekte mit Chance gut anteilig finanzieren lassen.