Antrag zur insektenfreundlichen Mahd auf gemeindeeigenen Grünflächen und Erarbeitung eines Pflegekonzeptes für die Gemeinde Stelle



Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Ratsmitglieder,


auf mehreren gemeindeeigenen Grünflächen konnten wir in diesem Jahr eine sehr frühzeitige Mahd feststellen:
– Straßenbegleitgrün Im Ahler
– Obstwiese an der Harburger Straße westlich Heidering
– Böschung am Fahrradstellplatz am Bahnhof


Im Jahr 2021 war Ende Juni auf den Flächen Im Ahler noch eine reich blühende Blumenwiese mit Margeriten, Mohn und Kamille vorhanden. Dies zeigt uns, dass die Gemeinde anscheinend unsystematisch und ohne Rücksicht auf den Blühzeitpunkt die Grünflächen mäht. In Anbetracht des allgemein zu beobachtenden Insektensterbens (42 % aller Insektenarten gelten als bestandsgefährdet, sind extrem selten geworden oder sind sogar ausgestorben) muss die Gemeinde ihre Grünflächenpflege umstellen.
„Beim Insektensterben handelt sich nicht um ein lokales oder regionales Phänomen, sondern um eine bundesweite und klar belegbare Entwicklung. Die Ursachen des Insektenrückgangs sind vielfältig und insgesamt komplex. Zentrale Ursachen liegen in der mengen- und flächenmäßig hohen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und anderen Pestiziden, dem Verlust der Strukturvielfalt mit einer Vielzahl an Blühpflanzen und der Intensivierung in der Agrarlandschaft, der Eutrophierung von Böden und Gewässern aufgrund von Nährstoffeinträgen sowie der Lichtverschmutzung in und um Siedlungen. Viele weitere Einflussfaktoren tragen darüber hinaus zum Verlust oder der Qualitätsverschlechterung von Insektenlebensräumen (unter anderem in Gewässern, Wiesen, Weiden, Äckern, Wäldern und Siedlungen) bei. Deshalb ist auch die Förderung der Wiederherstellung dieser Lebensräume in Qualität und Quantität sowie ihre Vernetzung wichtig.“ (Quelle, Stand 12.06.23)

Auf der Ebene der Gemeinde können wir viele der genannten Ursachen kaum beeinflussen, aber über eine systematische Grünflächenpflege könnten wir immerhin einen kleinen Beitrag gegen das Insektensterben und für mehr Artenvielfalt leisten. Von entscheidender Bedeutung für den Erfolg ist dabei der richtige Zeitpunkt der ersten Mahd, der je nach Standortverhältnissen ab Mitte Juni beginnen sollte. Die Beispiele von Grünflächen in Celle zeigen, dass dabei ein hohe visuelle Qualität und Artenviel-
falt möglich sind.


Wir stellen daher folgenden Antrag:
1.
Die Verwaltung prüft, welche Grünflächen sich für eine insektenfreundliche Mahd eignen, und mäht diese keinesfalls vor Mitte Juni. Rasenflächen, die hohe Priorität für Spiel und Sportaktivitäten besitzen, sind davon ausgenommen.
2.
Die Verwaltung erstellt ein Pflegekonzept für die gemeindeeigenen Grünflächen, um Mahdzeitpunkt und -intervalle festzulegen, ggf. ist dazu ein externes Gutachten einzuholen.

3.
Durch projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit, z.B. durch Info-Schildern mit Hinweisen auf die insektenfreundliche Pflege, soll die Akzeptanz des naturnahen Erscheinungsbildes in der Bevölkerung gefördert werden.
4.
Der Umweltausschuss ist an der Erstellung des Pflegekonzeptes zu beteiligen.