Nachtrag: Antrag auf Umgestaltung des Kriegerdenkmals Stelle

In Stelle rückt anlässlich der Feierlichkeiten zum Volkstrauertag alljährlich die Gedenktafel am Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege in das Bewusstsein. Dort heißt es:
WO IHR AUCH SCHLUMMERT
NACH GOTTES RAT
KÜNFTIGER ERNTEN
BLUTIGE SAAT NIMMER
VERGESSEN IM DEUTSCHEN
LAND RUHET IN FRIEDEN
IN GOTTES HAND
Der Volkstrauertag wurde 1925 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Das Motiv war das Setzen eines Zeichens der Solidarität derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit den Hinterbliebenen der Gefallenen.
Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag erneut vom Volksbund eingeführt. Er ist kein gesetzlicher Feiertag, sondern nur durch Landesgesetze geschützt. Nach dem Niedersächsischen Feiertagsgesetz z.B. sind bestimmte öffentliche Veranstaltungen, die „den ernsten Charakter“ dieses Tages beeinträchtigen, verboten (§ 6 Abs. 2 Niedersächsisches Gesetz über die Feiertage (NFeiertagsG).
Der Inhalt des Volkstrauertages ist nirgendwo festgelegt. Der Volksbund selbst als treibende Kraft bei der Einführung versteht diesen Gedenktag auch mit zunehmendem Abstand vom Krieg als einen Tag der Trauer, der aber auch zu einem Tag der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden geworden ist. Sein Leitwort ist daher: Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden.
Auch in der Gesellschaft hat 74 Jahre nach Kriegsende diese Verschiebung von der Trauer um gekannte Menschen in eine allgemeine Trauer über die Existenz von Kriegen und ein Nachdenken darüber, wie Kriege verhindert werden können, stattgefunden.
Die Versöhnung Deutschlands mit den ehemaligen Kriegsgegnern, die europäische Einigung und die Einbindung in internationale Frieden stiftende Organisationen haben dazu geführt, dass es keine Option für Deutschland mehr ist, einen Angriffskrieg zu führen. Dies ist auch in der Verfassung, Artikel 26 des Grundgesetzes, festgelegt.
Aus diesem Grund sollten öffentliche Aussagen, die zu einer Vergeltung für die gefallenen Soldaten der Kriege aufrufen, nicht mehr geduldet werden. Der Hinweis im Steller Mahnmal auf die gefallenen Soldaten als „blutige Saat“ für „künftige Ernten“ und damit die implizite Option, die Gefallenen zu rächen, widerspricht dem Geist der Verfassung und dem Ziel einer Verständigung zwischen den Völkern. Wir beantragen daher

  1. Die Gedenktafel in ihrer jetzigen Form zu entfernen
  2. Eine Gedenktafel mit einem Text anzubringen, der die Opfer der Kriege ehrt und zu- sätzlich zu Frieden und Verständigung auffordert.
    Für den in der Bevölkerung notwendigen Diskussionsprozess möge die Gruppe „Gedenkort“ in Ashausen als positives Beispiel dienen.